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Bündner Justizvollzug packt nach externer Analyse Schwachpunkte an

Blick auf die 2019 erstellte Justizvollzugsanstalt Cazis Tignez in Graubünden. (Archivbild)
Blick auf die 2019 erstellte Justizvollzugsanstalt Cazis Tignez in Graubünden. (Archivbild) Bild: KEYSTONE/GIAN EHRENZELLER
Das Bündner Amt für Justizvollzug und dessen Strafanstalten merzen nach einer externen Analyse bemängelte Schwachstellen aus und optimieren die interne Organisation. Gehandelt wird bei der Führungskultur, der Rekrutierung, der Strategie und der Digitalisierung, wie SP-Justizdirektor Peter Peyer am Mittwoch erklärte.

In Auftrag gegeben wurde die Analyse vom Departement für Justiz, Sicherheit und Gesundheit bei einem spezialisierten Beratungsunternehmen. Ein Auslöser für den externen Blick auf das Amt und die Justizvollzugsanstalten (JVA) war das fünfjährige Bestehen der geschlossenen JVA Cazis Tignez, wie Peyer vor den Medien in Chur ausführte. Die Anstalt sei etabliert und in Betrieb. "Wir wollten schauen, was der nächste Schritt ist", sagte er.

Eine Rolle gespielt habe auch die interne, externe und mediale Kritik an Führung, Arbeitskultur, Personalentwicklung und Mitsprachemöglichkeiten des Personals in der neuen JVA im Jahr 2023. "Das wollten wir ernst nehmen", betonte der Justizdirektor.

Zudem habe das enorme Personalwachstum Herausforderungen mit sich gebracht. Die Angestelltenzahl des AJV hatte sich innert Jahren verdoppelt auf aktuell 220 Mitarbeitende. Schliesslich stünden auf der obersten Leitungsebene Pensionierungen an.

Funktionierendes Tagesgeschäft

Die Analyse attestierte dem Kanton ein gut funktionierendes Tagesgeschäft im Justizvollzug. Der Vollzugsauftrag werde rechtskonform, geordnet und sicher erfüllt. Auch seien die Mitarbeitenden engagiert und motiviert.

Kritik gab es hingegen an menschlichen Faktoren im Bereich der Führung. Bemängelt wurde eine uneinheitliche und stark personenabhängige Führungskultur, die bei den Strafanstalten - im Gegensatz zur Amtsleitung - als autoritär beschrieben wurde. Eine Beteiligung des Personals fehle, Entscheidungsprozesse seien intransparent. "Wenn wir eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit wollen, müssen wir diese Punkte stärken", sagte dazu Peyer.

Für verbesserungswürdig erachten die Autorinnen und Autoren der Studie die interne Kommunikation. Sie strichen auch die fast inexistente Zusammenarbeit und ungenutzte Synergien zwischen den unmittelbar nebeneinander gelegenen Vollzugsanstalten hervor. Schliesslich wiesen die JVAs noch viele "papierbasierte Abläufe" auf. Ein Wandel zu einer digitalisierten Organisation sei bislang nicht ausreichend vorangetrieben worden.

Prioritäre Massnahmen im Führungsbereich

Als erstes gelte es, wegen Pensionierungen die Amtsleitung und die Leitung in Cazis neu zu besetzen, erklärte der Justizdirektor. Weiter gehört die "Arbeit an Grundhaltungen sowie Führungs- und Organisationskultur" zu den prioritären Massnahmen. Später will das Departement eine Gesamtstrategie für den Justizvollzug in Graubünden erarbeiten. Etwas überrascht wurde festgestellt, dass eine solche fehle.

Zudem soll die Personalabteilung verstärkt werden, um den Schwierigkeiten bei der Rekrutierung zu begegnen. Die Gehaltsstruktur im Justizvollzug soll wieder wettbewerbsfähig werden im Vergleich zu anderen Kantonen.

Und auch die Vereinbarkeit des Berufes mit einem Familienleben und eine ausgewogene Balance zwischen Beruf und Privatleben will das Departement verbessern. Last but not least soll der Bündner Justizvollzug doch noch im digitalen Zeitalter ankommen.

Keystone-SDA