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Relativ wenige Verurteilungen im Kanton

Jugendurteile wegen Pornografie nehmen zu: Ein Grund dafür sind Smartphones und die sozialen Medien (gestellte Szene).
Jugendurteile wegen Pornografie nehmen zu: Ein Grund dafür sind Smartphones und die sozialen Medien (gestellte Szene). Bild: Keystone-SDA
Die Delinquenz von Jugendlichen nimmt – entgegen dem Anschein – nicht zu. Zwei Experten ordnen ein.

Ein Telefongespräch mit Hanspeter Krüsi, Mediensprecher der Kantonspolizei St. Gallen, zeigt: Es ist nahezu unmöglich, die Straftaten zu beziffern, die im Umfeld der Schule begangen worden sind – beispielsweise wegen zeitlicher oder räumlicher Überschneidungen, bei denen eben nicht genau zwischen Freizeit oder Umfeld unterschieden werden kann. Auch gibt es in Bezug auf Straftaten teilweise Entwicklungen, die sich nur schwer erklären lassen: Beispielsweise haben im Jahr 2021 im Kanton St. Gallen 52 Mädchen im Alter von 15 bis 18 Jahren einen Ladendiebstahl begangen, während es bei den Jungen «nur» 25 waren. Ein Jahr später, 2022, zeigt die Statistik ein anderes Bild: 66 Jungen stehen 46 Mädchen gegenüber.

In diesem Zuge weist Krüsi denn auch auf sogenannte Kontrolldelikte hin: «Wenn die Kantonspolizei mehr Ladendiebstähle verzeichnet als noch im Vorjahr, verzeichnet sie automatisch auch mehr Straftaten im Bereich der Pornografie». Denn im Verfahren bei grösseren Ladendiebstählen, also von über 300 Franken Wert, kann die Jugendanwaltschaft die Durchsuchung der Smartphones von mutmasslichen Täterinnen oder Tätern anordnen – und in vielen Fällen werde dabei sozusagen zufällig ein Pornografie-Delikt entdeckt.

Verurteilungen im Kanton

Auch was die effektiven Verurteilungen solcher Straftaten betrifft, ist es schwierig, ein präzises Bild zu erhalten – zumal nur spezifische Statistiken erhoben werden. So ist es beispielsweise nicht möglich, Zahlen einzig für das Sarganserland herauszufiltern. Was Leo-Philippe Menzel, Jugendanwalt und Medienbeauftragter der Jugendanwaltschaft, allerdings sagen kann, ist, dass sich die Anzahl Verurteilungen von Jugendlichen zwischen zehn und 18 Jahren bezüglich (schweren) Gewaltdelikten im Kanton St. Gallen «seit Jahren konstant auf einem relativ tiefen Niveau hält». Es sei also nicht so, dass die Jugendgewalt hier stark zugenommen habe – «aber solche Straftaten sind natürlich präsenter in den Medien und vermitteln so das Gefühl einer Zunahme». Dafür mitverantwortlich sind wiederum Smartphones und mit ihnen die sozialen Medien – sowie diese auch eine Rolle spielen bei den Verurteilungen wegen Pornografie. Diese hätten in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, ist sich Menzel mit Krüsi einig.

Bestätigen tut diese Aussage auch das Bundesamt für Statistik (BFS): In der aktuellsten Jugendstrafurteils- und -sanktionsvollzugsstatistik schreibt das BFS nämlich, dass die Jugendurteile wegen Pornografie «markant zugenommen haben». Sie seien «praktisch um das Vierfache gestiegen»  – schweizweit und im Zeitraum zwischen 2015 und 2023. Demgegenüber habe sich der Abwärtstrend der Jugendurteile wegen Widerhandlungen gegen das Betäubungsmittelgesetz fortgesetzt: In den letzten Jahren verzeichnet das BFS einen erfreulichen Rückgang von über 55 Prozent.

Hierzu hält Menzel abschliessend fest, dass die Spitze der mittelschweren Gewalttaten bei den Jugendlichen im Jahr 2010 erreicht worden sei – zu den entsprechenden Gründen könne man aber auch hier keine zuverlässigen Aussagen machen.

Nadine Bantli/sardona24