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Walenstadt
16.05.2025

Zwei herausragende Solistinnen am Werk

Ein Konzert mit herausragenden Solisten: Sopranistin Bettina Wechselberger (Zweite von links), Veronika Kiss, Fagott, und Sprecher Samuel Zünd (ganz rechts).
Ein Konzert mit herausragenden Solisten: Sopranistin Bettina Wechselberger (Zweite von links), Veronika Kiss, Fagott, und Sprecher Samuel Zünd (ganz rechts). Bild: Hans Hidber
Das Konzert des Concentus rivensis in der evangelischen Kirche in Walenstadt stand im Zeichen des 50-Jahr-Jubiläums des Kulturkreises Walenstadt. Nebst dem hochkarätigen Ensemble haben insbesondere die herausragenden Solistinnen Bettina Wechselberger (Sopran) und Veronika Kiss (Fagott) brilliert.

Die regionale Erstaufführung von Enrico Lavarinis «Einer horcht» aus «Der Untergang der Titanic» nach dem gleichnamigen Stück von Hans Magnus Enzensberger (1929–2022), einer der bedeutendsten und weltweit bekanntesten deutschen Intellektuellen, Dichter und Schriftsteller, war der Auftakt zum Frühjahrskonzert, das im Programm mit weiteren Werken von Vivaldi und Frank Martin einen weiten Bogen vom Barock bis zur Moderne zog.

«Einer horcht»

Lavarini hat den ersten Teil der insgesamt 33 epischen Gedichttexte beziehungsweise Gesänge mit dem Titel «Einer horcht» seine Komposition mit Mezzosopran (Bettina Wechselberger), Sprecher (Samuel Zünd) und Ensemble des Concentus rivensis gestaltet.

Dass Enzensberger seinem dramatischen Werk «Untergang der Titanic» den Zusatz «eine Komödie» gab, mag erstaunen. Vielleicht ist damit die Ironie gemeint, die in den Texten durchschimmert, indem er die Titanic als Symbol, Mythos und Inbegriff des bedingungslosen Fortschrittglaubens sieht. Der da «horcht», hört, spürt und sieht die Zeichen des unabwendbaren Untergangs in Form des Eisberges. Was sich da an Dramatik alles abspielt, wäre mit gängigen Harmonien kaum auszudrücken.

Lavarini greift in seiner  Komposition unter anderem zu den Mitteln der Perkussion; das «kristallene Zittern, ein Riss, ein Knirschen», oder wenn die stählerne Haut unter der Wasserlinie klafft und das Wasser in die Schotten schiesst. Im Dialog mit dem Sprecher Samuel Zünd bot die Sopranistin Bettina Wechselberger einen grossartigen Auftritt. Aber auch das Ensemble, praktisch aus lauter Solisten und Solistinnen bestehend, meisterte die recht anspruchsvolle Komposition mit gewohnter Professionalität.

Das einsätzige «Pavane couleur du temps von Frank Martin (1890–1974) für Streichorchester war als besinnlich empfundener höfischer Tanz ein Kontrast zur vorausgegangenen neuzeitlichen Komposition und zugleich die Brücke zu den folgenden zwei Werken von Antonio Vivaldi (1678–1741). Bei der Motette «Nulla in Mundo Pax sincera» (in dieser Welt gibt es keinen ehrlichen Frieden), ein hochaktuelles Werk, überzeugte die Sopranistin mit den zwei Arien und dem Recitativo, abschliessend mit dem frohen «Alleluja», gleich nochmals.

In Vivaldis «Konzert für Fagott, Streicher und Basso continuo» RVR 484 kam die zweite herausragende Solistin zum Einsatz: Veronika Kiss, Fagott. Vivaldis Fagottkonzerte leben, wie es ein Musikkritiker einst beschrieb, «von einer Frische des Vortrags, einer Agilität in den schnellen Sätzen und einer musikalischen wie gedanklichen Tiefe in den langsamen Abschnitten».

Riesiger Applaus zum Schluss

Die hochkarätige, aus Ungarn stammende Fagottistin, hat schon an zahlreichen Wettbewerben und Tourneen in Europa und Asien teilgenommen. Sie erntete, wie zuvor auch Bettina Wechselberger, riesigen Applaus, der zum offiziellen Schluss des Konzertes auch dem gesamten Ensemble, dem Sprecher Samuel Zünd und dem Komponisten und Leiter Enrico Lavarini galt. Als herausgeklatschte Zugabe erklang nochmals eine Passage aus dem «Untergang der Titanic».

Damit schloss das Frühjahrskonzert, das – wie im Vorfeld versprochen – musikalisch und thematisch in die Tiefe ging.

Hans Hidber/sardona24