Der Pfingstmontag startete zwar in weiten Teilen der Schweiz sonnig, trotzdem war von blauem Himmel nicht viel zu sehen. Es war meist nur milchig. Ursache für die Trübung waren Partikel von Waldbränden in Kanada, die quer über den Atlantik transportiert wurden.» Unter dem Titel «gespenstischer Pfingstmontag» schrieb Felix Blumer von SRF Meteo über die derzeitige Vernebelung des Frühsommers. «Seit Wochen wüten die Waldbrände in Kanada, besonders in den Provinzen Manitoba, Saskatchewan und Ontario.» Linderung sei zurzeit nicht in Sicht.
Sein Heiligkreuzer Meteorologenkollege Roger Perret relativierte am Mittwoch am Telefon: «Richtung Westen sieht die Luft schon sauberer aus. Da kommt nichts mehr nach.» Die Strömung habe sich abgeschwächt.
Nicht gefährlich, aber …
Am Montag hatte Perret noch gar nichts von den erhöhten Feinstaubwerten gewusst. Er war mit dem Velo auf Schönhalden unterwegs, und wie ihm das häufig passiert, wurde er als Profi auf die eingetrübte Atmosphäre angesprochen. Aber auch ein Wetterfrosch hat einmal frei. Er habe zunächst selber keine Ahnung gehabt, weshalb die Luft so milchig sei, so Perret. «So etwas siehst du nicht auf Satellitenbildern.»
Am nächsten Tag wusste er dann deutlich mehr. Die Feinstaubwerte waren erhöht und bewegten sich allmählich in Richtung Grenzwerte. Gefährlich sei die aktuelle Konzentration nicht, wohl aber unangenehm für Menschen mit Allergien oder Atemwegerkrankungen. «Die Feinstaubmesswerte sind im Laufe des Dienstags schnell angestiegen, liegen dennoch im Moment unter dem Tagesgrenzwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter», sagte Susanne Schlatter, Fachspezialistin Luftqualität beim St. Galler Amt für Umwelt. Ein Grenzwert, der laut Umweltfachstellen in der Zentralschweiz offenbar bereits überschritten wurde, wie die Nachrichtenagentur sda berichtete.
Die Verbrennungspartikel seien, auch durch die weite Reise von Kanada her, sehr klein, so Schlatter. Dadurch könnten sie bis in die Lunge eindringen. Im Gegensatz dazu sei Saharastaub so grob, dass er «nur» in den Nasen- und Rachenraum gelange. «Aktuell sollten sich Menschen mit Asthma oder anderen Lungen- oder Herz-erkrankungen im Freien nicht stark körperlich anstrengen.» Eine Maske könne Erleichterung bringen, allerdings müsse es eine dichte FFP2-Maske sein. Die Zentralschweizer Kantone gingen noch einen Schritt weiter: Sie rieten dazu, bei Beschwerden auf Aktivitäten im Freien ganz zu verzichten und die Fenster geschlossen zu halten. Für gesunde Menschen seien (sportliche) Aktivitäten im Freien aber weiterhin unbedenklich.
Saharastaub statt Rauchpartikel
«Wir erleben gerade ein eher seltenes Ereignis», bestätigt Perret. Waldbrände gibt es zwar jedes Jahr, aber nicht in diesem Ausmass und nicht in Kombination mit den entsprechenden, starken Luftströmungen. Gibt es bei der Eintrübung regionale Unterschiede? «Nein, die Sicht ist zurzeit schweizweit gleich schlecht. Momentan sehe ich übrigens kaum die Churfirsten.» Langsam klare es aber wieder auf; die restlichen Partikelchen würden weggeführt oder deponiert. Allerdings in zu kleinem Ausmass, als dass es für uns sichtbar wäre. «Vielleicht bleibt auf manchen Autoscheiben ein leicht bräunlicher Film zurück.»
Ein Film, der ab heute leicht ins Gelbliche tendieren könnte. Denn die Rauchpartikel werden in diesen Tagen abgelöst durch Saharastaub.