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Stiftsbibliothek wird zu virtuellem Escape-Room

Das Jugendbuch Limati mit dem 3D-Modell der Stibi ist Lese- und Rätselspass zugleich.
Das Jugendbuch Limati mit dem 3D-Modell der Stibi ist Lese- und Rätselspass zugleich. Bild: Roger Fuchs
Wo steckt das Papyrus, das in der Stiftsbibliothek für Chaos sorgt? Mit dieser Frage konfrontiert sind die Leser in der Mitte des neuen Jugendbuchs «Limati», geschrieben von Roger Rhyner. Das Werk vereint Lese- und Rätselspass, wobei die Rätsel mit Hilfe einer App gelöst werden müssen. Bilder im Buch werden zu lebendigen 3D-Modellen erweckt, so auch die Stiftsbibliothek.

Für einmal heisst der Stiftsbibliothekar nicht Cornel Dora, sondern Hans Gerber. Und er ist ein Turm von einem Mann, der schon bei der Geburt den Ostschweizer Gewichtsrekord eines Babys um mehr als zwei Kilo übertroffen hat. So jedenfalls wird der fiktive Stiftsbibliothekar dargestellt im neuen Buch «Limati – und der Fluch des Papyrus».

Buchautor Roger Rhyner in der Stibi Bild: zVg

Autor Roger Rhyner, der seit seinen Duft- und Leuchtbüchern bekannt ist für innovative Buchkonzepte, liefert damit erneut kein gewöhnliches Buch. Es ist ein Jugendbuch, gespickt mit Rätseln. Eine App erweckt die Illustrationen zu faszinierenden 3D-Modellen, virtuellen Escape-Rooms voller Rätsel. Die Leser sind gefordert, diese zu lösen. Damit hilft man den Protagonisten Lilu, Max und Tina, die Geheimnisse der Geschichte zu lüften.

Fünf Stunden für den Scan der Stiftsbibliothek

«Weil die Jugendlichen in meinem Roman mithilfe eines verfluchten Papyrus eine Reise in die Vergangenheit antreten, wollte ich unbedingt einen geschichtsträchtigen Ort finden», begründet Roger Rhyner die Tatsache, dass die Stiftsbibliothek ein zentraler Schauplatz in seinem Jugendbuch ist. Eines der Rätsel gilt es somit direkt in dieser inspirierenden und beeindruckenden Umgebung zu lösen.

Dazu wurde die Bibliothek aufwendig eingescannt. Roger Rhyner erklärt: «Den Scan haben wir mit einer speziellen Kamera erstellt, die für architektonische Zwecke entwickelt wurde, um Räume dreidimensional darstellen zu können. An rund 100 Positionen in der Bibliothek haben wir Aufnahmen gemacht. Die Kamera erfasst dabei jeden Standort aus allen Blickrichtungen, sodass aus diesen Einzelbildern schliesslich ein virtueller 3D-Raum entsteht. Der eigentliche Scan hat rund fünf Stunden gedauert.»

In der Mitte des Buchs angelangt, führt die App die Lesenden direkt in die Stiftsbibliothek, wo es das entsprechende Rätsel zu lösen gilt. Roger Rhyner erinnert sich noch gut an seinen ersten Besuch vor Ort: «Mit blieb wortwörtlich der Atem weg», so der Buchautor. «Die Pracht des Raums, das himmlische Blau der Decke, die Fresken, die alten Regale – das alles wirkte geradezu magisch auf mich.» Ganz besonders beeindruckend sei gewesen, als er das zweite Mal mehrere Stunden alleine hier verbringen durfte. Sein Bezug zur Stibi sei dadurch viel persönlicher und tiefer geworden.

Keine einfachen Rätsel

Barbara Rusch, die seitens der Stiftsbibliothek St.Gallen das Projekt begleitet hat, zeigt sich mit dem Ergebnis überaus zufrieden. «Alle Rätsel sind gut gemacht, und es braucht zum Teil etliche Hirnzellen, um die Lösung zu finden», so Rusch, die ebenso darauf hinweist, dass man sich beim Rätsel in der Stiftsbibliothek dank dem 3D-Modell voll und ganz in den Raum hineinversetzen könne. Lob gibt es auch für die Macher selbst, die sich gegenüber dem Ort sehr respektvoll verhalten hätten. 

Barbara Rusch hat seitens der Stiftsbibliothek das Buchprojekt begleitet Bild: Roger Fuchs

Roger Rhyner ist überzeugt, dass die Integration der Stiftsbibliothek in sein Jugendbuch positiv nachhallen kann. «Wenn Leser von etwas fasziniert sind, werden sie oft selbst auf Entdeckungsreise gehen, sich weiter informieren oder den Ort sogar persönlich aufsuchen», sagt Rhyner.

Er sehe sich gewissermassen als jemand, der einen kleinen Appetithappen – ein «Amuse-Bouche» – anbiete. Die eigentliche Entdeckung, den vollen Genuss, müsse man dann aber schon selbst erleben. «Ich glaube fest daran, dass Orte wie die Stiftsbibliothek nachhaltige Eindrücke hinterlassen, wenn sie erst einmal entdeckt werden.»

Buchhinweis

Das Buch «Limati – und der Fluch des Papyrus» von Roger Rhyner, erschienen im Baeschlin Verlag, ist im Shop der Stiftsbibliothek erhältlich für 29.80 Franken. 

Roger Fuchs