Die blickefangenden Plakate aus dem letzten Jahrhundert des einheimischen Karl Bickel haben in all den Jahren nichts an Faszination verloren. Daneben wirken aber diejenigen des Glarners Dafi Kühne ebenso als Hingucker und begeistern. Kuratorin Noëmi Bechtiger gelang mit dieser Gegenüberstellung eine beachtenswerte Ausstellung.
Zwei Ansätze, ein Medium
Die Kuratorin betitelt die Hauptausstellung 2025 mit «Karl Bickel – Dafi Kühne: Zwei Ansätze, ein Medium». Karl Bickel (1886–1982) war ein Pionier moderner Werbegrafik. Gestaltung soll wirken, nicht nur ästhetisch, sondern auch gesellschaftlich. Mit seinen Plakaten verband er Kunst und Öffentlichkeit auf einzigartige Weise, so die Kuratorin. Dafi Kühne (1982) steht für eine ganz andere, aber nicht weniger klare Haltung. Mitten im digitalen Zeitalter entscheidet er sich bewusst für analoge Drucktechniken wie Lasercut, Ätzung oder Linolschnitt und kombiniert diese im Buchdruck mit digitalen Ansätzen. Er gehe innovativ, experimentell und dennoch in höchstem Mass professionell damit um und verankere Gestaltung wieder im physischen Prozess, in Technik, Materialität und Inhalt.
Was Bickel und Kühne verbinde, meint Bechtiger, ist ein tiefes Verständnis für das Handwerk und ein kompromissloser Anspruch an gestalterische Qualität. Beide nutzen Technik nicht nur als Mittel, sondern als aktiven Teil der Aussage, sei es die Lithografie bei Bickel oder der experimentelle Buchdruck bei Kühne. Er ist gleichzeitig Gestalter und Handwerker.
Ausstellungsplakat vereint beide
Gemäss Kuratorin ist diese Ausstellung ein Plädoyer für das Medium Plakat. Sie sei auch ein Stück Rückbesinnung auf Materialität, auf Gestaltung mit Haltung, auf das Sichtbarwerden von Zeit und Aufwand im Endprodukt.
Dafi Kühne gestaltete eigens für die Ausstellung das Plakat. Das Werk entstand in zwölf Durchgängen mit einer Auflage von 60 signierten Exemplaren. Das Motiv kombiniert zwei Hände: Eine stammt von Bickels politischem Plakat zur AHV-Abstimmung 1925. Die andere Hand stammt aus einer Gestaltung von Kühne 2018. Die nahezu identische Handstellung überbrückt auf faszinierende Weise hundert Jahre Gestaltungs- und Gesellschaftsgesichte. Kühne wurde national und international bereits vielfach ausgezeichnet.
Zwei Kulturpreisträger
Das Museumbickel beherbergt momentan zwei Kulturpreisträger: Bereits 1966 erhielt Karl Bickel den Kulturpreis der Talgemeinschaft Sarganserland-Walensee. Dafi Kühne wurde diese Eh-rung 2023 durch den Kanton Glarus zuteil. In der Schweiz war der Walen-stadter Bickel seinerzeit anerkannt bei Firmen, renommierten Hotelbetrieben, politischen und touristischen Organisationen. Kühne erlangte in relativ kurzer Zeit internationale Bekanntheit.
Die Gestaltungsorte der beiden Künstler sind durch die räumliche Nähe verbunden. Kühnes Atelier befindet sich in Näfels. Darüber hinaus gibt er Workshops und hat Lehraufträge in Europa und Übersee. Er wird an der Finissage vom 17. August persönlich seine Motivation und Arbeitstechnik erläutern. Ein weiterer Schwerpunkt ist der Kinderworkshop «Stempel, Spuren, Farbenmeer» mit Nicole Eisler am 28. Juni. Dort wird gedruckt, geforscht und gestaltet.