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Michel am NOSJF: Ein Traum kommt auf die Bühne

Michel, 22 Jahre, begeisterter Jodler
Michel, 22 Jahre, begeisterter Jodler Bild: zVg
Am Nordostschweizer Jodlerfest wurde ein Traum wahr. Michel hat eine Behinderung – leider wird ihm dadurch die Teilnahme an einem Jodlerklub verunmöglicht. Doch dank «A Million Dreams», dem NOSJF und dem Jodlerklub Teufen fand der junge Mann dennoch seinen Weg auf die Bühne.

Für Michel, 22 Jahre alt, ging am Jodlerfest ein Traum in Erfüllung. Der junge Mann mit Down-Syndrom wollte schon immer in einem Jodlerclub mit dabei sein und ganz vorne mitjodeln. Lange Zeit war der Traum nur ein Traum. Bis «A Million Dreams» gemeinsam mit dem Jodlerfest den Plan ausgearbeitet hat, Michel ein besonderes Erlebnis zu bereiten.

Gemeinsam holten sie den jungen Mann an das Jodlerfest. Nicht aber als Zuschauer oder als Gast – sondern mittendrin als Jodler. A Million Dreams ist eine Organisation aus dem Rheintal, die die Träume von Menschen mit einer Behinderung, resp. von Menschen mit einem Schicksalsschlag erfüllt.

Jodeln und Zäuerlen als Hobby

Gemeinsam mit dem Jodlerclub Teufen legte Michel am zweiten Tag des Jodlerfestes eine umwerfende Performance hin und jodelte sich direkt in die Herzen der Zuschauer. Hunderte Leute kamen auf die offene Bühne in der Rabengasse, um Michel und seinen «Traumauftritt» zu sehen und live zu erleben. Die Performance dauerte gute zehn Minuten und wurde von Michel voll ausgekostet. Die Freude und vor allem die gute Laune standen dem jungen Mann ins Gesicht geschrieben.

Gerne hätte Rheintal24 bereits kurz nach dem Auftritt ein Interview geführt, allerdings war er nicht zu sprechen. Jens Keel, Co-Founder von A Million Dreams, konnte jedoch die Mutter erreichen und ihr die Fragen von Rheintal24 stellen. Michel selber spricht auch in den Videos eher wenig, allerdings findet er beim Jodeln, Singen und Zäuerlen seine Erfüllung. Leider war ein direktes Interview mit dem Jodler nicht möglich.

Bild: zVg

Auf der Strasse angesprochen

«Mich als Mama hat es sehr gefreut, dass Michel mittendrin statt nur dabei sein durfte. Es hat mich glücklich gemacht, dass er von den Leuten angesprochen wurde und sie sich mit ihm gefreut haben. Dass er hier dabei sein konnte, war und ist nicht selbstverständlich. Denn er kann nicht einfach so mitmachen wie die Anderen», sagte die Mutter.

Michel und seine Eltern wurden auf der Strasse erkannt und gelobt. «Auch im Vorfeld haben sich viele Leute bereits für uns ausgesprochen und sich zu unserem Plan geäussert.» Möglich gemacht wurde die Erfüllung dieses Traumes durch A Million Dreams, den Organisatoren des Nordostschweizer Jodlerfestes und dem Jodlerklub Teufen.

Jens Keel und Daniel Manser, A Million Dreams Bild: fam

Bei der Arbeit überrascht

Einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen hat auch der Partner von Jens Keel geleistet: Daniel Manser. «Er ist selber auch ein Jodler und hat daher gute Verbindungen. Schon vor zwei Jahren haben wir uns mit dem NOSJF-OK kurzgeschlossen und diese Charity-Aktion auf die Beine gestellt. Durch eine Ausschreibung in einem Fachmagazin für Jodler gelangten wir anschliessend an Michel und an seinen Traum. Von hier an ist es Geschichte», sagt Jens Keel, Co-Founder.

Bei der Erfüllung des Traumes ging es aber nicht nur um den Auftritt auf dem Jodlerfest. «Wir haben Michel bei seiner Arbeitsstätte in Trogen mit einem Plakat überrascht und ihm den allerersten Festpin des NOSJF überreicht.» Anschliessend wurde er auch zu drei Klub-Proben eingeladen, damit er das erste Mal Jodel-Luft schnuppern konnte. 

Auf Instagram-Videos ist der junge Mann zu sehen, wie er sich sichtlich freut, Teil eines Jodlerklubs zu sein. Er legt sich mächtig ins Zeug, um gemeinsam mit den anderen Jodlern auf der Bühne alles geben zu können. Michel verleiht seiner Freude Ausdruck: «Ich und mein Bruder haben zusammen zuhause geübt.»

Bild: fam

Abends daheim geprobt

Die Mutter ergänzt: «Schnell haben wir aber gemerkt, dass wir wesentlich mehr Proben müssen. Darum haben wir auch daheim gesungen.» Nicht nur der Bruder bereitete Michel vor, «sondern auch mein Mann und ich. Wir sind das Lied gemeinsam durchgegangen, denn die Worte sind für ihn nicht verständlich. Er versteht den Text also nicht.» Für die Eltern sei dies ein mindestens so schönes Erlebnis gewesen wie für Michel.

«Sein Bruder ist in einem Chor. Für ihn ist es selbstverständlich, dass er selbständig dort hingeht, gemeinsam mit den Anderen probt und so das Vereinsleben lebt. Michel ist ein wenig anders. Er muss wirklich vollumfassend begleitet werden. Aber das ist für uns sehr schön, auch wenn es vielleicht nur ein einmaliger Auftritt ist.» Die Eltern sind stolz auf ihren Sohn. «Im Jodlerklub Teufen hat Michel einen Schulfreund getroffen. Er ging für vier Jahre in die normale Schule.»

Die Eltern leben den Traum vom Jodeln selber auch und daher wird ihr Sohn immer auch gerne mitgenommen. «Ob er selber jetzt in einem Chor ist oder nicht, ist für ihn eigentlich zweitrangig. Er ist einfach gerne unter den Leuten und fühlt sich dort wohl. Hier auf dem Land sind die Leute noch so herzlich und offen. Da fühlt er sich voll dabei. Das tut auch uns als Eltern gut.»

Hunderte wohnten dem Traum bei

Mit dem Jodlerfest ist für Michel ein grosser Traum in Erfüllung gegangen. «Weitere Träume hat er in dem Sinne nicht. Er lebt einfach im Hier und Jetzt. Eine Vorstellung hat er also nicht, er ist einfach glücklich, wenn der Moment stimmt.» Und der Moment hat gestimmt. Hunderte Leute haben Michel auf der grossen Bühne in der Rabengasse erlebt und konnten Teil seines grossen Traumes werden.

Die Bilder zeigen: Michel ist überglücklich und stolz darauf, gemeinsam mit seinen Kollegen vom Jodlerklub Teufen eine Performance abgeliefert zu haben, die so schnell niemand mehr vergessen wird.

Fabian Alexander Meyer