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17.07.2025

Uni-Forschung im Sarganserland: Was Pflanzen fit macht

Hier keimt neues Wissen: Die Forschenden der Uni Basel untersuchen, welche Aspekte der Umwelt die Fitness der Pflanzen am meisten beeinflussen.
Hier keimt neues Wissen: Die Forschenden der Uni Basel untersuchen, welche Aspekte der Umwelt die Fitness der Pflanzen am meisten beeinflussen. Bild: Pressedienst
Ein Team der Uni Basel führt am Pizol und auf der Weissfluh pflanzenbiologische Untersuchungen durch. Interessierte können sich die Pflanzen vor Ort anschauen.

Seit letztem Herbst unterhält die Universität Basel Forschungsstandorte in Sargans, am Wangserberg/Pizol und auf dem Weissfluhgipfel. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen der Frage nach, warum Pflanzen beschränkte Höhenverbreitungen aufweisen. «Reisen in andere Länder lassen uns erleben, wie Pflanzenarten in ihrem Vorkommen eingeschränkt sind», heisst es in einer entsprechenden Mitteilung. «So finden wir Hartlaubbäume im Mittelmeerraum, aber – mit Ausnahme der Stechpalme – nicht in der Schweiz.» Ähnliches erlebe man auf einer Wanderung vom Talboden auf eine Bergspitze. «Auf alpine Pflanzen treffen wir erst in höheren Lagen. Warum existieren bestimmte Pflanzenarten nur in bestimmten geografischen Regionen oder in bestimmten Höhen, obwohl die Bedingungen etwas ausserhalb auf den ersten Blick oft ähnlich aussehen?» Diese scheinbar einfache Frage sei in Wirklichkeit überraschend komplex.

Klima, Nährboden, Konkurrenz

Bereits frühe ökologische Forschung habe gezeigt, dass die Verbreitung von Pflanzenarten vom Klima, von den Bodenbedingungen, der Konkurrenz und weiteren Wechselwirkungen mit anderen Arten bestimmt werde, heisst es weiter. Meist sei es nicht ein einzelner Faktor, der begrenzend wirke, sondern ein Zusammenspiel vieler.

«Allerdings würde man erwarten, dass sich Arten am Rande des Verbreitungsgebietes kontinuierlich an die sich leicht verändernden Bedingungen anpassen.» So wie die landwirtschaftliche Zucht immer ertragreichere Pflanzen und Tierrassen hervorgebracht habe, so könnte man auch erwarten, dass zum Beispiel eine typische Pflanzenart von niedrigeren Höhenstufen alpine Varianten hervorbringe. Aber: «Dies geschieht selten, und wenn, dann nur über lange Zeiträume.»

Die Forschungsgruppe der Universität Basel untersucht am Pizol und im Parsenngebiet, «was die Evolution der Höhenausdehnung von Pflanzen verhindert». Für diesen Versuch wurden sechs Arten der Kreuzblütlerfamilie mit sehr unterschiedlichen Höhenverbreitungen gewählt. Tausende von Samen wurden in Basel angekeimt und im Herbst 2024 in kleinen Töpfen an die verschiedenen Standorte ausgebracht. Der niedrigste Standort liegt in Sargans, der höchste bei der Pizolhütte, ein weiterer auf dem Weissfluhgipfel bei Davos. Wenn es die Witterung zulässt, werden die Standorte wöchentlich kontrolliert. An diesen Aufnahmetagen werden Überleben, Wachstum, Blattfunktionen, Blüte und Samenproduktion der Pflanzen gemessen.

Der Versuch wird bis in den Spätherbst 2025 dauern.

Auch praktische Erkenntnisse

«Die zentrale Forschungsfrage ist, welche Aspekte der Umwelt die Fitness der Pflanzen am meisten beeinflussen», schreibt die Forschungsgruppe. Sie will aus evolutionsbiologischer Sicht beantworten, aus welchen Gründen die Anpassung am Verbreitungsrand abnimmt. «Die Forschung soll Grundlagenwissen, aber auch ganz praktische Erkenntnisse liefern», heisst es weiter. «Mit dem Klimawandel, der besonders die alpinen Regionen beeinflusst, verschiebt sich das Verbreitungsgebiet vieler Arten in kältere Regionen und höhere Lagen. Dies hat zur Folge, dass am warmen Ende des Verbreitungsgebietes der Erhalt von Arten über kurz oder lang nur über Anpassung möglich ist.» Die Forschung solle beantworten, unter welchen Bedingungen diese möglich sei.

Die Forschenden schreiben, sie seien «sehr froh und dankbar für die Zurverfügungstellung von Flächen» durch Grundeigentümer und Bewirtschafter der Versuchsstandorte in Sargans, Wangs und Davos sowie für die Unterstützung durch die Bergbahnen Wangs-Pizol und Klosters-Davos.

Botanische Führungen vor Ort

Die Forschung ist auch öffentlich zugänglich: Am Sonntag, 27. Juli, und Montag, 28. Juli, werden bei der Pizolhütte botanische Führungen angeboten, jeweils morgens von 10.30 bis 12 und von 13.30 bis 15 Uhr. Interessierte können sich bis am Freitag, 25. Juli anmelden bei katja.springer@unibas.ch. Wichtig ist der Vermerk «Pizolhütte» sowie die Angabe des bevorzugten Tages, der Tageszeit, Anzahl Erwachsener und Kinder. Die Führungen finden nur bei guter Witterung statt. Allfällige Absagen werden am Vorabend bis 20 Uhr versendet.

sardona24