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Pitbull-Angriff: Das sagt der Kantonstierarzt

Symbolbild. Das Bild steht in keinem Zusammenhang mit dem Angriff in Altstätten.
Symbolbild. Das Bild steht in keinem Zusammenhang mit dem Angriff in Altstätten. Bild: pixabay
Der Pitbull, welcher in Altstätten eine Frau schwer verletzte, sorgt im Rheintal für Diskussionen. Im Sinne einer unvoreingenommenen Einordnung der Ereignisse wurde Kantonstierarzt Dr. med. vet. Lukas Kenel zu einem Interview gebeten.

Vor Kurzem machte auf Rheintal24 ein Pitbull Schlagzeilen, weil er in Altstätten eine Frau brutal angegriffen und schwer verletzt hat. Unter anderem einen Teil des Ohres soll ihr abgerissen worden sein. Das Vorgehen des Hundes mutet dabei besonders brutal an. Im Gespräch mit Rheintal24 erklärt Kantonstierarzt Lukas Kenel, wie stark gewisse Hunderassen pauschalisiert werden, welchen Einfluss die Sozialisierung hat und wie man in einer heiklen Situation richtig reagiert.

Altstätter Hund stellt keine Gefahr mehr dar

«Der Hund stellt keine Gefahr für die Öffentlichkeit mehr dar», eröffnet Kenel das Gespräch und beantwortet damit direkt eine der drängendsten Fragen. Weiter dürfe er aber nicht auf den konkreten Fall eingehen, da die derzeitige Datenschutzgesetzgebung dies nicht erlaube. «Wir befinden uns in einem engen Austausch mit der Polizei und der Staatsanwaltschaft. Es ist jedoch zu beachten, dass das AVSV ein Verwaltungsverfahren und nicht das Strafverfahren führt.»

Dennoch wirft ein solcher Vorfall Unsicherheit in der Bevölkerung auf – und trägt nicht gerade zu einem positiven Bild von Pitbulls und ähnlichen Hunderassen bei. Ausserdem ist es nicht das erste Mal, dass ein Hund in die Schlagzeilen gerät. Im letzten Jahr wurde einem anderen Hund eine Axt in den Körper gerammt, nachdem er sich in einem kleineren Artgenossen verbissen hatte.

Sozialisierung ist der Schlüssel

Hier aber von «gewalttätigen Kampfhunden» zu sprechen wäre eine zu grosse Pauschalisierung. «Aus einer Rassezugehörigkeit lässt sich gemäss jetzigem Stand der Wissenschaft nicht auf das individuelle Verhalten eines Hundes schliessen. Wenn dem so wäre, würden wir eine möglichst sofortige Anpassung der kantonalen Hundegesetzgebung anstreben.»

Die Sozialisation eines Hundes hat einen grossen Einfluss auf dessen Verhalten. «Idealerweise geschieht dies ab dem Welpenalter über das ganze Leben hinweg. Dadurch kann das Risiko von Bissvorfällen beeinflusst werden.» Dennoch hat die Öffentlichkeit immer wieder ein Bild einer «kampflustigen» und «aggressiven» Rasse vor Augen. 

Kenel hat eine klare Meinung dazu: «Die öffentliche Wahrnehmung weicht in diesem Punkt stark von der wissenschaftlich nachgewiesenen Realität ab.» Und genau diese verzerrte Sichtweise kann problematisch sein; wird sie doch von gewissen Menschen als Anreiz genutzt, um sich für eine bestimmte Rasse zu entscheiden.

Wie reagiert man richtig?

«Die Entscheidung für einen Hund aufgrund seines öffentlichen Images ist das Gegenteil einer verlässlichen Grundlage für eine verantwortungsvolle und sichere Hundehaltungen. Pauschale Aussagen greifen hier zu kurz.»

Zusammenfassend kann gesagt werden, «dass z.B. eine frühzeitige (aber auch lebenslange) Sozialisierung der Entwicklung von aggressivem Verhalten gegensteuern kann, respektive eine fehlende Sozialisierung das Risiko für problematisches Verhalten erhöht.» Es sei nicht die Rasse, die einen Hund zu einem Biss veranlasst.

Doch wie merkt man, ob ein Hund gerade in Kampfbereitschaft ist? «Es gibt eine Vielzahl von Verhaltensmerkmalen, welche durch Hunde vor einem Biss gezeigt werden können (aber nicht müssen). Klassische Beispiele sind Knurren und das Hochziehen der Lefzen. Hierbei ist es wichtig, frühzeitig und vor einer Eskalation zu handeln, für sichere Distanz zu sorgen sowie den Auslöser des Verhaltens zu identifizieren.»

Kenel schliesst ab: «Ich möchte nur der Vollständigkeit halber erwähnen, dass ich auch beim Erkennen des Verhaltens des Hundes und dem entsprechenden Eingreifen den Tierhalter/die Tierhalterin in der Pflicht sehe.»

Fabian Alexander Meyer / Toggenburg24