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Sargans
03.09.2025
03.09.2025 08:17 Uhr

Ein zweites Leben als siebte Barbara

Bild: Hans Hidber
Im Gonzenbergwerk hat eine nicht alltägliche Feier stattgefunden: Eine über 80-jährige Übertag-Werklok aus dem deutschen Exil wurde nach unzähligen Fronstunden der Sanierung und Umrüstung für den Stollenbetrieb mit neuem Leben erfüllt und tief im Berg als «Barbara VII» feierlich eingeweiht und getauft.

Andreas Aggeler, Präsident des Vereins pro Gonzenbergwerk, konnte vorerst im Besucher- und Videoraum im Eingangsbereich eine beachtliche Anzahl Interessierter aus den Reihen der Stollenführer und der Knappenvereinigung zur Einweihung begrüssen. Dort gab Urs Hüni, der an der Restaurierung der in neuem Glanz erscheinenden Lok wesentlich mitbeteiligt war,  in einer Bildpräsentation einen informativen Überblick über die fast zweijährige Geschichte vom Erwerb der in die Jahre gekommenen Werklok aus einem Übertagbetrieb in Osnabrück zur aufwendigen Restaurierung und Umrüstung auf den Bergwerksbetrieb, wo sie nun im neuen Glanz und als Schmuckstück der Stollenflotte für die Einweihung und Taufe als «Barbara VII» bereitstand.

Nach Jahren des Exils zurück

Die erworbene Werklok mit Jahrgang 1943 ist ein solides Schweizer Produkt der Firma Robert Aebi & Cie Zürich (zwei Zylinder, Zweitakt wassergekühlt, 16 PS) und war ursprünglich bei Arnet Kieswerk im Entlebuch im Betrieb, bevor sie während vieler Jahre in einem Übertag-Industriebetrieb in Osnabrück diente. Bei der Besichtigung vor Ort durch eine Delegation des Bergwerks wurde festgestellt, dass Fahrgestelle und Getriebe in gutem Zustand waren, das Blech viele Beulen, Rost und Risse aufwies und die Umrüstung auf den Stollenbetrieb (Elektrifizierung) und weitere Anpassungen notwendig waren. Im November 2023 wurde die Lok nach Sargans transportiert und hatte nach vielen Jahren im deutschen Exil wieder Schweizer Boden unter den Achsen. 

In 750 Fronstunden aufgemöbelt

Die Aufwendungen für die fachmännische Restaurierung und Umrüstung für den Stollenbetrieb waren mit rund 750 Fronstunden und verschiedenen Anschaffungen etwas umfangreicher als gedacht. In den Dankesworten von  Präsident Andreas Aggeler wurden insbesondere erwähnt: die Knappenvereinigung für die Finanzierung, Daniel Lohner für unzählige Arbeitsstunden und Anfertigung der Neuteile, Gebi Vils und Reto Senn für die mechanischen Arbeiten, Köbi Amacker und Leo Tscherfinger für die Elektrifizierung, Peter Pfiffner für den Bau der Rückwand aus Holz und Urs Kühni für die Karosserie-Arbeiten. Dann dislozierte man in den Ausgangsbahnhof, wo im Hintergrund Jochen Manig die Gäste mit wohlklingenden Alphornmelodien empfing. Der Zug mit einer anderen «Barbara» stand dort bereit zur Fahrt in den Stollen zur stilgerechten Einweihung und Taufe der siebten Barbara tief im Berginnern.

Einweihung und Taufe

Stollenpfarrer Felix Büchi (inzwischen Domdekan in St. Gallen) und die Gotte  Anja Tscherfinger als einzige Stollenführerin (die übrigens im Internet auf die käufliche alte Werklok stiess) waren die Hauptakteure der Einweihung und Taufe der schmucken, komplett erneuerten Lok. Büchi nannte die Lok ein Symbol für die Mobilität, die – wenn auch nicht so genannt – schon in der Bibel ein Thema war, wobei er verschiedene Beispiele erwähnte. Dann spannte er den Bogen zur Namensgeberin Barbara, der weltweit verehrten Schutzpatronin der Bergleute. Wie immer bei derartigen Segnungen geht es nicht um das Objekt, sondern um die Menschen, die damit umzugehen haben. Dann war die Reihe an der Lok-Gotte Anja, die symbolisch anstelle einer zerscherbelnden Champagnerflasche, die das schön lackierte Gefährt hätte beschädigen können, eine an einer Schnur baumelnde solide Flasche aus dem Weingut Gonzen in Richtung Lok schaukeln liess.

Im Anschluss an die eindrückliche Feier gab es am Apéro im Kompressorenraum Gelegenheit zu einem Gedankenaustausch, bevor die Feiernden wieder per rottelnder Rückfahrt ins Übertag-Ambiente befördert wurden.

sardona24/Hans Hidber