Die Schweizerische Gesundheitsbefragung wird alle fünf Jahre im Auftrag des Bundes durchgeführt. Sie liefert Antworten auf Fragen zu Schlaf, Stress, Einsamkeit, Ernährung, Bewegung und medizinischer Versorgung.
Der Kanton St.Gallen hat 2022 zum dritten Mal eine vergrösserte Stichprobe in Auftrag gegeben, um aussagekräftige Resultate auf kantonaler Ebene zu erhalten. Der Bericht bietet ein umfassendes Bild über den Gesundheitszustand, das Gesundheitsverhalten und die Nutzung von Gesundheitsleistungen im Kanton St.Gallen.
Hohe Lebensqualität, viel Bewegung und weniger Alkohol
Viele Resultate stimmen zuversichtlich: 95 Prozent der Bevölkerung beurteilen ihre Lebensqualität positiv, 82 Prozent sind körperlich aktiv – mehr als im Schweizer Durchschnitt (76 Prozent). Die Befragten aus St.Gallen berichteten von mehr Energie und Vitalität und hatten weniger Suizidgedanken.
Auch der tägliche Alkoholkonsum liegt mit 5,4 Prozent tiefer als im nationalen Mittel (8,6 Prozent).
Demgegenüber ist die Lebenserwartung leicht geringer, und chronische Gesundheitsprobleme bei jungen Menschen treten im Kanton häufiger auf.
Körperliche und psychische Beschwerden sind weit verbreitet.
Über ein Viertel der Bevölkerung leidet unter Schlafstörungen, 13,5 Prozent fühlen sich psychisch belastet, 22,6 Prozent erleben häufig Stress am Arbeitsplatz, und jede fünfte erwerbstätige Person fühlt sich emotional erschöpft.
Einsamkeit betrifft 14,3 Prozent der Bevölkerung – besonders häufig Menschen mit tieferem Bildungsstand, finanziellen Schwierigkeiten oder Migrationshintergrund.
Auch körperliche Beschwerden wie Nacken-, Gelenk- oder Rückenschmerzen sind weit verbreitet: 37 Prozent berichten über Rückenschmerzen, besonders viele Frauen. Mehr als die Hälfte der St.Galler Bevölkerung gibt an, unter mindestens einem Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu leiden – Bluthochdruck, hoher Cholesterinwert, Übergewicht oder Diabetes.
Diese Zahlen verdeutlichen den Bedarf an wirksamen Präventionsmassnahmen, um psychische und physische Belastungen frühzeitig anzugehen – am besten, bevor sie überhaupt entstehen.
Handlungsbedarf und Chancen für die Gesundheitsförderung
Der Bericht zeigt deutlich, wie eng Gesundheit mit sozialen, wirtschaftlichen und beruflichen Lebensbedingungen verknüpft ist. Bildung, soziale Integration und gute Arbeitsbedingungen wirken schützend.
Gleichzeitig sind bestimmte Bevölkerungsgruppen gesundheitlich stärker belastet oder nutzen das Gesundheitssystem weniger – etwa aufgrund sprachlicher oder finanzieller Hürden.
Ein Beispiel ist die Zahnprophylaxe: 56 Prozent der St.Galler mit Schweizer Staatsbürgerschaft, aber nur 37 Prozent der ausländischen Wohnbevölkerung, waren im letzten Jahr bei der Dentalhygiene.
Grundlage für Politik und Verwaltung
Die Ergebnisse des Gesundheitsberichts bieten für Politik, Verwaltung und Fachpersonen eine wertvolle Grundlage.
Sie zeigen auf, wo gezielt angesetzt werden kann, um die Gesundheit der Bevölkerung nachhaltig zu fördern, Versorgungsstrukturen bedarfsgerecht weiterzuentwickeln und Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen bestmöglich zu unterstützen.
Der St.Galler Gesundheitsbericht ist online einsehbar unter: www.sg.ch/gesundheit-soziales