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Historische Wunderkammer eröffnet

Die Stiftsbibliothek zeigt Schönes und Kurioses aus ihrer Wunderkammer.
Die Stiftsbibliothek zeigt Schönes und Kurioses aus ihrer Wunderkammer. Bild: Stiftsbibliothek St.Gallen
Die Stiftsbibliothek St.Gallen präsentiert ab dem 25. November 2025 ihre Winterausstellung «Wunderkammer Stiftsbibliothek». Sie zeigt die Geschichte der klösterlichen Wunderkammer, erläutert deren Bedeutung und vermittelt, wie moderne Museen heute mit besonderen Sammlungsbeständen umgehen.

Die Stiftsbibliothek St.Gallen verfügt neben ihrer international bedeutenden Handschriftensammlung auch über eine Sammlung von Raritäten – die Überreste einer historischen Wunderkammer, deren Ursprünge bis in die Klosterzeit zurückreichen. Diese Objekte sollten einst Staunen auslösen und Besonderes sichtbar machen. Die Winterausstellung zeichnet die Geschichte dieser Wunderkammer umfassend nach.

Entstehung der Wunderkammern und Aufschwung der Neugier

Wunderkammern entwickelten sich seit dem 16. Jahrhundert an Fürstenhöfen und in Städten, als durch Entdeckungsreisen zahlreiche fremdartige Gegenstände nach Europa kamen. Sie gelten als Ausdruck eines neuen Weltverhältnisses und eines grossen Aufschwungs der Neugier. Oft waren sie eng mit Bibliotheken verbunden, mit denen sie die Leidenschaft für das Sammeln teilten.

Bild: Stiftsbibliothek St.Gallen

Ordnung der Vielfalt: Naturalia, Artificialia, Exotica und mehr

In den Wunderkammern sollte die Vielfalt der Realität sichtbar, greifbar und erklärbar werden – sowohl die Schöpfung als auch von Menschen Geschaffenes. Die Objekte wurden nach Kategorien wie Naturalia, Artificialia, Exotica, Scientifica und Mirabilia geordnet.

Eine Installation in den Büchergestellen veranschaulicht Beispiele aus diesen Bereichen, die sich heute noch in der Sammlung befinden. Schon Reisende des 18. Jahrhunderts erwähnten die Wunderkammer des Klosters St.Gallen regelmässig und beeindruckt.

Vom frühneuzeitlichen Kuriositätenkabinett zum modernen Museum

Die historischen Kunst- und Wunderkammern gelten als Vorläufer heutiger Museen. Ab dem 18. Jahrhundert wurden viele von ihnen neu organisiert; ihre Raritäten bildeten oft den Grundstock Museumsbestände. Auch in St.Gallen wurden Teile der klösterlichen Wunderkammer abgegeben oder gingen verloren – etwa als Anschauungsmaterial an die Katholische Kantonssekundarschule.

Die Ausstellung «Mönche im Wald» dokumentiert mittels unterschiedlichster Objekte die vielfältige Nutzung und den Schutz des Waldes vom frühen Mittelalter bis in die Gegenwart. Bild: Sandra Ernst

Die Münzsammlung als barocke Zeitkapsel

Am besten erhalten ist die umfangreiche Münz- und Medaillensammlung der Stiftsbibliothek. Sie besteht aus rund 3000 Münzen, die bis heute nahezu unverändert im originalen Schrank aus dem 18. Jahrhundert mit der Aufschrift «Numophylacium» aufbewahrt werden. Aufgrund ihrer Geschlossenheit und der überlieferten Kataloge besitzt sie eine hohe wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung und soll in den kommenden Jahren vertieft erforscht werden.

Musealer Umgang im 21. Jahrhundert

Die Ausstellung zeigt zudem, wie moderne Museen heute mit besonderen Sammlungen umgehen. Eine zentrale Rolle spielt die Herkunft der Objekte und die Frage, ob ihr heutiger Aufbewahrungsort angemessen ist – ein Thema, dem auch die Stiftsbibliothek in einem internen Bericht nachgegangen ist.

In der Forschung haben neue Methoden wie DNA-Analysen von Pergament oder moderne fotografische Verfahren zu wichtigen Erkenntnisen geführt. Ebenso wird die Erhaltung der Objekte sorgfältiger gehandhabt, und wertvolle Kulturgüter stehen zunehmend unter staatlichem Schutz – in St.Gallen durch den Katholischen Konfessionsteil oder den Kanton.

Ausstellung im Gewölbekeller Bild: Stiftsbibliothek St.Gallen

Reich bebilderter Ausstellungskatalog

Begleitend erscheint ein reich bebilderter Katalog, der der Struktur der Ausstellung folgt: Der vordere Teil widmet sich dem musealen Zugang von heute, der hintere dem barocken Bestand der Wunderkammer.

Die Einleitungen stammen von Cornel Dora und Ulrike Ganz; Beiträge liefern zudem Eva Dietrich, Silvio Frigg, Philipp Lenz, Ruth Wiederkehr und Benedikt Zäch.

Ausstellung, Öffnungszeiten und Vernissage

Die Sommerausstellung «Wunderkammer Stiftsbibliothek – Schönes und Kurioses gestern und heute» läuft vom 25. November 2025 bis 19. April 2026 und ist täglich von 10 bis 17 Uhr im Barocksaal der Stiftsbibliothek St.Gallen geöffnet. Die Ausstellung wird am Dienstag, 25. November 2025, um 18.15 Uhr im Pfalzkeller eröffnet – mit Stiftsbibliothekar Dr. Cornel Dora und Dr. Ulrike Ganz, Kuratorin der Ausstellung.

pd/ako/toggenburg24